
„Schleifkanne“
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Zunftkanne mit Heiligendarstellungen
Dieses spätgotische Gefäß aus Breslau wird als „Schleifkanne“ bezeichnet. Darunter versteht man hohe zylindrische Zinngefäße, die bei Trinkgelagen der Handwerker zum Ausschank von Wein oder Bier genutzt wurden. Sie haben einen Deckel, geschweifte Henkel und drei Füße, meist in Löwengestalt. Die Wandungen sind mit Gravuren verziert, in diesem Fall mit altertümlichen Heiligenbildern.
Schleifkannen waren als Schankgefäße ein wesentliches Element des zünftischen Lebens und zeigten häufig Handwerksdarstellungen, Zunftembleme oder biblische Szenen. Bis ins 19. Jahrhundert waren sie in ganz Deutschland verbreitet. Die ältesten bekannten Exemplare stammen aus Schlesien.
Das charakteristische Merkmal dieser frühen schlesischen Schleifkannen im Vergleich zu späteren ist die facettierte Wandung: Der Gefäßkörper wurde zunächst rund gegossen und dann durch Treibarbeit abgeplattet. Auf diese Weise entstanden plane Flächen, die auf der Breslauer Kanne mit Heiligendarstellungen versehen wurden.
Insgesamt sind 15 solcher facettierten Gefäße aus Schlesien erhalten, sie stammen alle aus der Zeit um 1500. Die älteste davon ist hier zu sehen, sie trägt das Datum 1491, lässt sich aber keiner Handwerkerzunft zuordnen.
Ihre Gravuren sind noch ganz dem gotischen Stil verpflichtet. Auf den sieben Facetten sind neben Ranken- und Blattwerk die Heiligen Apollonia, Dorothea und Barbara sowie die Gottesmutter Maria abgebildet.
Die Kanne dokumentiert einen wichtigen eigenständigen Beitrag Schlesiens zur Sachkultur des Zunftwesens und zur Entwicklung der Zinngießerkunst in Mitteleuropa.
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Auf einer Ausstellungsfläche von 2000 m2 können Besucher etwa 1000 Exponate aus der schlesischen Kulturgeschichte erkunden.