Glas, Fayence und Eisenguss

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Kunsthandwerk in preußischer Zeit

Das schlesische Kunsthandwerk veränderte in preußischer Zeit seinen Charakter. Neben vorwiegend handwerklich gefertigte Güter traten manufakturell und industriell produzierte Waren. Fayence, Glas, Eisenkunstguss und Porzellan wurden zwar noch weitgehend in Handarbeit, aber arbeitsteilig hergestellt.

In den einzelnen Gewerben verlief die Entwicklung unterschiedlich. Die Glashersteller im Riesengebirge verstanden es, mit der Zeit zu gehen, passten ihr Angebot an und blieben erfolgreich. Der Eisenkunstguss, ohnehin auf eine einzige Produktionsstätte beschränkt, erlebte von 1800 bis 1835 eine Blütezeit und verlor dann an Bedeutung. Im Bereich der Keramik wurden Fayencen um 1800 zunächst vom Steingut verdrängt. Mit der Gründung von Porzellanfabriken zog auch in diesem Bereich die Industrialisierung in Schlesien ein. Porzellan entwickelte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Ausfuhrprodukt Schlesiens.

FAYENCEN

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden auch in Schlesien Produktionsstätten für Fayence. Adelige und bürgerliche Unternehmer versuchten, von der starken Nachfrage nach der weiß glasierten und mit feinen Malereien verzierten, porzellanähnlichen Keramik zu profitieren. Eine Initiative Friedrichs des Großen hatte hier den Anstoß zur Produktion gegeben. Mehr als 50 Fachkräfte arbeiteten in Nebengebäuden des Schlosses im Auftrag der Proskauer Herrschaft, der Grafen von Dietrichstein, zeitweise auch unter staatlicher Regie. Die beiden schlesischen Manufakturen in Glinitz (gegründet 1754) und in Proskau (gegründet 1763) unterschieden sich kaum in ihren Produkten. Typisch für Proskau sind die Musikantenkrüge. Die fantasievolle Gestaltung von Gebrauchsgefäßen erlebte im Rokoko eine Blütezeit; Tierformen erfreuten sich besonderer Beliebtheit.
Doch nur Proskau konnte sich über längere Zeit auf dem hart umkämpften europäischen Markt behaupten. Die Blüte der oberschlesischen Fayencefabrikation währte aber nur einige Jahrzehnte. Bereits 1793 kam sie in Proskau zum Erliegen. Ab 1793 stellte die Fabrik ihre Produktion auf das in England entwickelte Steingut um, 1860 musste sie dann aber doch der starken Konkurrenz anderer deutscher Firmen und der schlesischen Porzellanfabriken weichen. Das qualitativ hochwertigere Porzellan setzt sich gegenüber der Fayence durch.

GLAS

Über alle politischen und wirtschaftlichen Veränderungen hinweg gelang es den schlesischen Glasherstellern, auch im 19. Jahrhundert an ihre früheren Erfolge anzuknüpfen. Der in der Biedermeierzeit einsetzende starke Fremdenverkehr im Riesengebirge und an den Badeorten erzeugte eine steigende Nachfrage nach Gläsern mit geschliffenen oder gemalten Ortsansichten. Sie dienten zum Trinken der Heilwässer in den Bade- und Kurorten. Als beliebte Andenken und Mitbringsel waren sie zugleich Werbeträger für die schlesischen Badeorte. Trotz hoher Produktionszahlen blieb die Qualität der Gläser bewahrt.

EISENKUNSTGUSS

In den preußischen Eisenhütten fertigte man nicht nur Großobjekte wie militärisches Gerät und Bauteile, sondern entwickelte Ende des 18. Jahrhunderts auch Verfahren für den Feinguss. Ziergegenstände, Schmuck, Medaillen, Plaketten und Statuetten aus Eisen stellte neben den preußischen Eisengießereien Berlin und (Bendorf-) Sayn nur die Hütte in Gleiwitz her. Namhafte Künstler lieferten die Entwürfe für die kunstvoll gearbeiteten Gegenstände. Zahlreiche technische Spezialisten waren an der Herstellung beteiligt. Objekte aus Eisenkunstguss eroberten viele Bereiche des täglichen Lebens. Zum biedermeierlichen Interieur gehörten kleine Büsten bedeutender Persönlichkeiten und Plaketten mit religiösen Motiven, häufig nach berühmten Vorbildern der Kunstgeschichte angefertigt. Accessoires aus Eisen fanden sich auf den Toilettentischen der Damen. Um 1835 erreichte der Eisenkunstguss seinen künstlerischen Höhepunkt und wurde noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fortgeführt.

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